«Haus unter dem Mond» – Kxenia, 12 Jahre, aus Mariupol geflüchtet
Projekt mit Flüchtlingen aus der Ukraine
Kxenia nennt ihre Zeichnung das Haus unter dem Mond. Zum Zeitpunkt des gemalten Bildes steht der Vollmond fast ganz am Himmel, und man sieht ihn abends gut vom Haus, in dem die Flüchtlinge wohnen. Kxenia malt erst den schwarzen Boden und sagt, ihr Haus wurde zerbombt. Dann malt sie den dunklen Himmel in mehreren Schichten und zeichnet den Kosmos. Irgendwann erscheint der Mond und der verbreitet ganz viel Licht. Der Jupiter ist ein guter Planet sagt sie beim Malen. Man sieht ihn ganz klein an ihrem Himmel. Er fördert den Optimismus und gibt Zuversicht, alles schaffen zu können als winziger Glücksplanet. Rechts davon leuchtet eine Sternschnuppe auf, und sie darf sich was wünschen. Glücklich sein, das möchte sie. Kxenia hat ihre innere Stärke zur Gefühlsverarbeitung wohl von ihrer Mutter Olga geerbt. Der Mond, der das Weibliche darstellt und nicht aus sich herausscheint, empfängt das Leben, schützt und umsorgt es. Ihr Weg kommt aus dem Nichts zu einem Haus, das ok ist. Es ist winzig. Rechts daneben steht die offene Brücke auf der ein Mensch sitzt, auf der auch mehrere Menschen sitzen können.
Gesehenes, Gespürtes, Gehörtes aus dem Krieg in Bilder umzusetzen, half traumatische Erlebnisse gefühlsmässig zu überleben. Die innere Bewegtheit führte in eine Spur, in einen emotionalen Strich, in eine ausgewählte Farbe, die allmählich in eine geeignete Form oder zu einer bestimmten Fläche heranwachsen und zu Ressourcen führen durfte.
2022, Nicole Tolle, Mal-, Kunst- und Farbtherapeutin
Nicole Tolle unterstützt malerische Prozesse in der Findungssuche
- Durch Spielerei, Struktur, Achtsamkeit oder durch Zufall entstehen ungewohnte Sichtweisen
- Zugang zur inneren Welt und die Entwicklung der eigenen Art, mit Farben und Gefühlen umzugehen
- Farbe, Linie, Bewegung, Anordnung und Form vermitteln eine bestimmte Grundstimmung
- Menschen nehmen unterschiedlich wahr, aufgrund ihrer Erfahrungen, Kenntnissen, Blickwinkel und Hintergründen
- Ordnung und Vernetzung, dem eigenen Wissen und der eigenen Erfahrung entsprechend
- Aussenimpulse verändern oder verstärken den eigenen Filter der individuellen Wahrnehmung
- Nicole Tolle begleitete die ukrainischen Flüchtlinge
